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Vortrag von Franziska Dickschen am 15.09.2011

Franziska Dickschen setzt sich seit Jahren für den gerechten Handel ein. Sie sieht die Hauptprobleme des Welthandels darin, dass sich Großkonzerne in armen Ländern ansiedeln und Böden und lokale Arbeiter ausbeuten. Kleinbauern werden in den Urwald vertrieben, der wiederum unter der betriebenen Landwirtschaft stark leidet. Gleich zu Beginn machte Frau Dickschen klar, dass es ihr nicht um "Almosen für die Bevölkerung armer Länder" geht. Sie fordert gerechte Preise für die dort verrichtete Arbeit! Großkonzerne haben im "Konzert der Weltwirtschaft" beispielsweise bei der WTO mehr zu sagen. Trotzdem haben heutzutage Fair-Trade-Organisationen einen gewissen Einfluss bei der WTO. Dies sei ein großer Erfolg!

Weiterhin zeigte die Referentin auf, was die Kriterien für fairen Handel überhaupt sind. Zum einen verzichtet Fair Trade auf den die Produzenten ausbeutenden Zwischenhandel. Er fordert menschenwürdige Arbeitsbedingungen, die Großkonzerne meist nicht einhalten. Gerade langfristige Zusammenarbeit ist dem gerechten Handel sehr wichtig. Die Fair-Trade-Statuten verlangen, dass die Verarbeitung möglichst vor Ort geschieht, um Emissionen zu sparen und den Menschen den erwirtschafteten Mehrwert direkt zugänglich zu machen.

Franziska zog ein kleines Fazit bezüglich der Bundesrepublik. In der BRD gibt es zur Zeit ungefähr 850 Weltläden. Diese Läden bieten Fair-Trade-Produkte an. Hinzu kommen Discounter, die teilweise nun auch Fair-Trade-Marken führen. Trotz dieser Erfolge ist Deutschland weit abgeschlagen im internationalen Vergleich, was die Konsumquote pro Kopf bezüglich Fair-Trade-Produkten betrifft. Hier konsumiert der Bundesbürger im Durchschnitt nur ein Sechstel eines Schweizer Eidgenossen.

Ein Paradebeispiel für ein gelungenes Marketingkonzept gerechten Handels ist der sogenannte "Braunschweig-Kaffee", an dessen Einführung und Vermarktung Franziska mitgearbeitet hat. Er wurde 2007 eingeführt und seitdem wurden über 21.000 kg davon verkauft! Auf der Verpackung ist der Braunschweiger Löwe zu sehen. In der Verpackung befindet sich fair gehandelter Kaffee. Wer die Braunschweiger und ihre Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt kennt, kann gut verstehen, wie in so kurzer Zeit so viel verkauft werden konnte! Der Kaffee wird in Braunschweig in 32 Verkaufsstellen angeboten und kostet auf die Tasse gerechnet gerade einmal 3 Cent mehr als gewöhnlicher, durchschnittlicher Markenkaffee, der nicht fair gehandelt wurde!

Ein Vorhaben, das für die Zukunft angestrebt werden kann, ist die Ernennung Braunschweigs zur Fair-Trade-Stadt. Von den 53 Fair-Trade-Städten in Deutschland befindet sich mit Wolfsburg nur eine Stadt ganz in Braunschweigs Nähe. Hier könnte die Braunschweiger Verwaltung von ihrem Nachbarn lernen! Weltweit gibt es 950 Fair-Trade-Städte. Dafür wären ein Ratsbeschluss, eine Steuerungsgruppe, der Verkauf der fair gehandelten Waren in der Gastronomie der Stadt, in Schulen, Gemeinden und kommunalen Einrichtungen und ein paar Presseberichte nötig.

Dringend fehlt in Braunschweig ein werktäglich geöffneter Weltladen; aber die Mieten im Zentrum sind bei weitem zu hoch. In Wolfsburg trägt sie die Stadt!

Weltladen Goslarsche Straße 31: donnerstags von 15.30 h – 19.30 h.

Außerdem gibt’s einige wenige faire Weltwaren in der esg, Pockelsstraße 21 (vormittags), und bei Oxfam, Neue Straße.

Daniel Gottschalk

Besprechung von Hans Kottke