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Vortrag von Helmut Käss über Hiroshima und Fukushima am 21.02.2013:

Der Vortrag von Helmut Käss, den er am 21.2.2013 im Rahmen unserer Vortragsreihe WEGE ZU EINER KULTUR DES FRIEDENS hielt, war in drei Teile gegliedert: Zunächst zeigte er den ungefähr 20 anwesenden Personen ein paar Bilder von seiner Reise nach Japan und gab damit einen Überblick über das Thema des Abends bevor er von seinem Besuch des 20. IPPNW-Weltkongresses (Ärzte für die Verhinderung eines Atomkriegs, Ärzte in sozialer Verantwortung) im August 2012 in Hiroshima und einem anschließenden Fukushima-Ausflug erzählte. Danach ging er auf die ICAN-Bewegung ein, die sich für die Abschaffung der Atomwaffen einsetzt und deren diesjähriger Kongress direkt vor dem IPPNW-Kongress in Hiroshima stattfand. Käss ist von der Bewegung sehr fasziniert und ist dabei in Braunschweig eine Ortsgruppe zu gründen.

Was ist ICAN?

ICAN ist die Abkürzung für: „International Campaign to Abolish Nuclear Weapons. Die Organisation gründete sich 2005 mit erheblicher Unterstützung der IPPNW und ist jetzt eine eigenständige Organisation, die dennoch an einigen Stellen mit der IPPNW eng zusammenarbeitet.

Hiroshima, wo 1945 die erste Atombombe auf Menschen geworfen wurde, ist ein sehr geeigneter Ort für Aktionen gegen Atomwaffen, gegen Atomenergie und für die Einführung von erneuerbaren Energien. Nach dem Atombombenabwurf beschloss die Führung der Stadt, den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Schaffung einer friedlichen Welt zu legen, damit dieses Grauen nie wieder geschehen möge. In dieser Stadt gründeten sich die „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden), zu denen auch der Braunschweiger, der Wolfenbüttler und der Wolfsburger Bürgermeister gehören.

Atomenergie – Atomwaffen

Die grundlegenden Prozesse in Atomreaktoren sind dieselben wie bei Atomwaffen, stellte Helmut Käss klar. 1998 bezog die IPPNW zum ersten Mal aus medizinischer Sicht klar Position für einen Ausstieg aus der Atomenergie. Atomenergie sei seiner Meinung nach auf allen Ebenen inakzeptabel: gefährlich für die Gesundheit, berge das Risiko katastrophaler Strahlenfreisetzung und sei leicht zu verbinden mit der Herstellung von angereichertem Uran und Plutonium, die für Atomwaffen verwendet werden können.

Fehlinformationen

Bedauerliche Fehlinformationen seien verbreitet worden, auch von erfahrenen Experten und in Materialien für den Schulunterricht, die die Risiken ionisierender Strahlung herunterspielten. Für die Ärzte gibt es keine effektive Behandlung für die katastrophalen Folgen einer Atomexplosion oder eines Reaktordesasters. Wenn die Notwendigkeit zu verhüten, was man nicht kontrollieren kann, so groß ist, sei es offensichtlich, dass weder Atomwaffen noch Atomenergie Platz in einer sicheren, nachhaltigen Welt haben können.

Nichtatommächte sind gefordert

Verschiedene Waffensysteme sind schon weltweit geächtet: die biologischen und chemischen Waffen, die Landminen und die Streubomben. Die schlimmsten und für das Überleben der Menschheit gefährlichsten Waffen aber noch nicht: die Atomwaffen! Nach dem „Non Proliferation Treaty“(Nichtverbreitungs-Vertrag) schien das Problem zunächst gelöst: Die Atomwaffenstaaten verpflichteten sich, die Atomwaffen abzurüsten. Allein, sie taten es nicht. Auch die IPPNW mahnte und drängte - keine Reaktion. Aus der daraus resultierenden Frustration gründete sich die ICAN-Bewegung. Sie brauche Unterstützung. Nach ihrer Sichtweise brauche es einen letzten Sprint, um eine atomwaffenfreie Zukunft zu schaffen. ICAN hält es für sinnvoll, dass die Initiative dafür von den Nichtatommächten ausgehen solle. Trunkenbolde würden ihren Alkoholismus auch nicht selbst behandeln, analysierte Helmut Käss treffend.

ICAN empfiehlt, dass jeder seinen eigenen Staat ansehen solle. Wenn dieser keine Atomwaffen habe, solle er zu diplomatischen Aktivitäten angeregt werden. Wenn er Atomwaffen habe, solle dagegen protestiert werden. Auch vertritt ICAN die Meinung, dass es sinnvoll ist, Wege zu erarbeiten, mit den Problemen aktiv und kreativ umzugehen, anstatt den Menschen Angst zu machen.

Die meisten Menschen wissen wenig über Atomwaffen, sie wollen auch gar nicht so viel darüber wissen, weil das Ängste erzeugt. Und weil sie denken, sie hätten keinen Einfluss darauf, verdrängen sie dieses Thema. Dabei kommt es darauf an, beharrlich und mit immer mehr „man und female power“ auf die Regierungen einzuwirken, um Atomwaffen und Atomenergie abzuschaffen.

Eine Gruppe in Braunschweig!

Für Helmut Käss ist die Abschaffung eines der wichtigsten Themen, wenn nicht sogar das wichtigste. Deswegen schlug er am Ende seines Vortrages vor, dass in Braunschweig eine ständige Arbeitsgruppe des Friedensbündnisses mit freier Beteiligung daran mitwirken sollte, die Gefahren und Lösungsmöglichkeiten bewusst zu machen. Der erste Treff wird am 14. März, 17.30 h, in der Brunsviga sein. InteressentInnen erreichen Helmut unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.

Daniel Gottschalk