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Eindrücke einer Begegnungsreise nach Palästina und Israel

Mit vielen Eindrücken kehrte eine Reisegruppe aus dem Bereich der Braunschweiger Landeskirche unter der Leitung von Pfarrer Eckehard Binder von einer Reise aus dem Heiligen Land zurück.

Auf dem Plan standen vor allem Besuche bei christlichen Gemeinden, Einrichtungen und Projekten, aber auch in einem Flüchtlingslager und in der Stadt Hebron.

Den stärksten Eindruck hinterließen die folgenden Begegnungen:

Mit einer christlich-palästinensischen Familie auf ihrem Weinberg südlich von Bethlehem. Seit mehr als 30 Jahren versuchen jüdisch-israelische Siedler aus der Umgebung sie von ihrem angestammten Land zu vertreiben. Mit ausländischer Hilfe halten sie jedoch an ihrem Begegnungs- und Versöhnungsprojekt mit dem Namen „Zelt der Völker“ fest unter dem Motto „Wir weigern uns, Feinde zu sein“.

Einige Tage später in der katholischen Gemeinde in Taybeh:

Er gehört zu den wenigen noch mehrheitlich christlich bewohnten Orten in der sogenannten Westbank und liegt in der Nähe von Ramallah. Der für die Caritas-Arbeit der einheimischen römisch-katholischen Kirche zuständige Pfarrer Raed berichtete voller Begeisterung von Projekten zur Schaffung von Arbeitsplätzen für die christliche Bevölkerung, die aufgrund der israelischen Besatzung und der damit verbundenen schwierigen wirtschaftlichen Situation immer mehr auswandert. Voller Zuversicht sprach er davon, dass es gelingen wird, die Christen zum Bleiben zu bewegen.

Beim Mittagessen im Anschluss erklangen jedoch ganz andere Töne. Es wurde erzählt, wie jüdisch-israelische Siedler aus der Umgebung einige Tage zuvor israelische Fahnen auf kirchliches Land gesetzt hätten, um damit provokant ihren Besitzanspruch zu manifestieren. In der Nacht darauf wurden im Dorf mehrere Autos christlicher Familien in Brand gesteckt.

„So etwas gab es hier noch nie. Wir sind friedliche Menschen, wir haben doch niemandem etwas getan!“ Noch geschockt berichteten katholische Ordensschwestern von diesen Übergriffen.

Der Eindruck der Reisegruppe, von denen die meisten schon mehrere Male im Land waren:

Die Lage wird immer schwieriger, vor allem für Palästinenser.

Doch das Thema der Besatzung spielt in der israelischen Öffentlichkeit so gut wie keine Rolle. Für sie hört die Welt an der Mauer, die das palästinensische Land durchzieht, praktisch auf.

Deutlich wurde dieses bei einer Fahrt mit einem jüdisch-israelischen Taxi: Als sich herausstellte, dass das Ziel der Kleingruppe, die evangelisch-lutherische Schule „Talitha Kumi“ am Ortsrand von Beit Jala war, fing der Fahrer an zu zittern und sagte: „Dort wohnen Araber, die erschießen mich!“

In vielerlei Begegnungen sowohl mit Palästinensern als auch mit israelisch-jüdischen Staatsbürgern, die sich auf beiden Seiten für einen gerechten Frieden einsetzen, machte sich die Gruppe ein Bild von der aktuellen Situation, in der sich der israelische Staat laut Aussagen nicht weniger immer mehr als „rassistisch-koloniale Besatzungsmacht“ darstellt. Gesprächspartner auf beiden Seiten erinnerten an die besondere deutsche Verantwortung in diesem Konflikt, die sich ihrer Meinung nach nicht durch Zurückhaltung, sondern gerade durch mutige Schritte auszeichnen sollte. Zuallererst wurden dabei Boykottmaßnahmen gegenüber Israel genannt.

„Nur so gelangt der Konflikt und das Leiden der palästinensischen Bevölkerung in die israelische Öffentlichkeit und es entsteht Druck auf die Politik, einen wirklichen Friedensprozess einzuleiten.“

Einhellig stand am Ende der Ruf: „Kommt wieder!“

Helmut Käss