Bohlweg 51 – ein Nachkriegsbau mit dem Charme der Fünfziger Jahre, nichts erinnert mehr an den 1944 zerstörten Vorgängerbau, in dem sich 1933 bis 1938 die Leitstelle der Braunschweiger Gestapo befand. Hier wurden Juden, politisch Andersdenkende wie Sozialisten und Kommunisten, Homosexuelle oder Zeugen Jehovas verhört, und gefoltert. Dann verbrachte man sie meist in ein KZ, und das war in der Region Braunschweig das berüchtigte "Lager 21" in Salzgitter-Hallendorf.

Die Gestapo, in Braunschweig geleitet von Friedrich Jeckeln, verstand sich als "Arzt am Volkskörper", d.h. sie arbeitete präventiv. Die vielbeschworenen Volksgemeinschaft erwies sich nicht zuletzt als Gemeinschaft der Denunzianten, die Abweichler jeder Art bei der Gestapo anzeigten. Potenzielle "Volksschädlinge" wurde dingfest gemacht, nur weil sie als verdächtig galten, nicht weil sie eine Straftat begangen hatten. Neben der Zustimmung der Bevölkerung, die ziemlich hoch war und die sich in der Zahl der Blockwarte und Denunzianten manifestiert, trat als zweite Säule der NS-Herrschaft die Furcht, die primär von der Gestapo verbreitet wurde. Deren Maßnahmen konnten von keinem Gericht angefochten werden, und den Verhafteten stand auch kein Rechtsanwalt zur Seite. Historiker schätzen, dass in der Region Braunschweig etwa 1200 Personen durch die Gestapo ums Leben gekommen sind.

Am 23. März 2015 wurde auf dem Gehweg vor dem Gestapo-Gebäude Bohlweg 51 eine Gedenkplatte eingesenkt. Bürgermeisterin Annegret Ihbe überbrachte die Grüße der Stadt; Heike Zander vom Bezirksrat Innenstadt (SPD) würdigte die Bedeutung dieser Platte für die Gedenkkultur Braunschweigs. Dann sprach Frieder Schöbel vom Friedenszentrum Braunschweig, das die Verlegung der Platte initiiert und gegen zeitweise recht zähen Widerstand aus dem Kulturinstitut durchgesetzt hatte. Die "bunte Mehrheit" im Rat und der neue OB machten manches möglich.

Für Frieder Schöbel war es ein schöner Tag. Er war eigens aus Berlin, wo er seit einigen Wochen wohnt, nach Braunschweig gekommen und erlebte nun den Erfolg seiner langjährigen Bemühungen. Leider ist die Finanzierung der Platte noch nicht gesichert; die Stadt zahlt nur die Verlegungskosten. Immerhin ist ein Lücke im Netz der Gedenkorte geschlossen, auch es noch genügend Orte gibt, an die eine Gedenkplatte erinnern sollte.

Dr. Ingeborg Gerlach