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Am 23.2.2023 fand im Medienhaus der Braunschweiger Zeitung ein Leserforum mit dem Titel »Krieg ohne Ende?« statt. im Podium: Sigmar Gabriel (Atlantik-Brücke), Larysa Tkachuk (Verein Freie Ukraine), Rafael Loss (European Council on Foreign Relations) und Carsten Müller (MdB CDU). Mehrere Menschen aus dem Friedensbündnis Braunschweig waren im Publikum und zeigten sich irritiert über die von Henning Noske moderierte Veranstaltung.
Die Veranstaltung kann online in der BZ im Video nachverfolgt werden.



Hier der offene Brief des Friedensbündnisses Braunschweig der das Friedenszentrum am 14.3. erreichte:


 
Offener Brief vom Friedenbündnis Braunschweig
zum Leserforum der Braunschweiger Zeitung »Krieg ohne Ende?« vom 23.02.23:

Sehr geehrter Herr Noske,

über die Organisation Ihres BZ-Leserforums »Krieg ohne Ende?« vom 23.02.23 sind wir tief erschüttert. Da Vertreter:innen friedenspolitischer Organisationen aus Braunschweig auf der Veranstaltung keine Gelegenheit fanden, sich zu äußern, reagieren wir mit diesem Brief. Dazu möchten wir vier Fragen bzw. Anmerkungen an Sie richten.


1.

Warum haben Sie das Podium so einseitig besetzt? Vier gegen Eine: Sigmar Gabriel (Atlantik-Brücke), Larysa Tkachuk (Verein Freie Ukraine), Rafael Loss (European Council on Foreign Relations) und Carsten Müller (MdB CDU). Es schien so, als hätte Sevim Dagdelen (MdB Die Linke) allenfalls eine Alibi-Funktion. Dass diese Besetzung des Podiums zugunsten einer Eskalation des Krieges ausgehen würde, stand von vornherein fest.


2.

Wäre ein Jahr Krieg mit bereits 250.000 Toten (nach Ihrer eigenen Zählung) nicht auch für Sie ein guter Grund gewesen, nach einer Exit-Strategie wirklich ernsthaft zu fragen? Und die Gefahr, in einen neuen Weltkrieg zu schlittern – der dann wohl der letzte der Menschheit wäre? Oder der Umstand, dass über die Hälfte der Bevölkerung gegen eine weitere Eskalation und für Verhandlungen ist? Dass das »Manifest für Frieden«, das genau dies fordert, inzwischen auf eine Million Unterzeichner:innen zusteuert?

Solidarität mit der Ukraine und den vielen Menschen, die noch nicht von dort geflohen sind, die ihr Land vor weiterer Zerstörung schützen und auch selbst überleben wollen, verlangt aus unserer Sicht die ernsthafte Suche nach einem Kompromiss und nach ernsthaften Verhandlungen darum. Und zwar im Einklang mit den laut Umfragen vielen Millionen von Menschen auch bei uns, die die weitere Eskalation des Krieges mit Russland nicht wollen, weil sie die Gefahr eines neuen Welt- und dann Atomkrieges sehen oder spüren, und weil sie sich vor der sozialen Zerstörung auch bei uns fürchten, die durch rüstungs- und sanktionen-befeuerte Inflation und Wirtschaftsflucht bereits eingetreten und noch zu erwarten ist.

3.

Warum berichtet die BZ so wenig über die Gefahr einer Eskalation des Krieges – z.B. anlässlich der Podiumsdiskussion in der Magnikirche und warum wird damit Ihren Lesern die Möglichkeit einer kontroversen Debatte vorenthalten? Meinen Sie nicht, dass auch unter Ihren Leser:innen einige sind, die Verhandlungen befürworten?
   

4.

Es macht den Eindruck, dass Ihre Zeitung mit dieser Form des »Leserforums« vom 23.02.23 dem Konzept »Zeitenwende on Tour« gefolgt ist, dass 2022 auf der Website der Münchener sog. »Sicherheitskonferenz« gepostet wurde, und das im Verein mit mehreren Bundesministerien und dem Bundespresseamt (https://www.nachdenkseiten.de/?p=88618) deutsche Medien und Bildungseinrichtungen dazu »anleitet«, die Bevölkerung auf Aufrüstung, Krieg und die dafür notwendige Ressourcen-Umverteilung einzustimmen?

Jedenfalls hat uns Ihre Veranstaltung vom 23.02.23 in hohem Maße irritiert: Eröffnung und Abschluss dieser Veranstaltung mit nationaler Folklore und der ukrainischen Nationalhymne, begleitet von Werbung für die Bereitschaft, fürs Vaterland zu sterben, erinnern uns an dunkelste Zeiten in der deutschen Geschichte. Das hat uns besonders entsetzt, denn es setzt Nationalismen frei und ist damit kriegstreibend. Das ist für uns unvereinbar mit einer verantwortlichen Medienarbeit.

Ihre Antwort auf die vier oben stehenden Fragen bzw. Anmerkungen bitten wir wie folgt zu adressieren:

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

oder postalisch an:

Friedensbündnis Braunschweig
c/o Friedenszentrum Braunschweig e.V.
Goslarsche Straße 93
38118 Braunschweig
– gerne ebenfalls in öffentlicher Form.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Friederike Speitling, Christoph Krämer
Regionalgruppe Braunschweig der Internationalen Ärzt:innen für die Verhütung des
Atomkriegs (IPPNW), Deutsche Sektion
Elke Almut Dieter, Dr. Ute Lampe
Friedensbündnis Braunschweig