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Dr. Bernd Röttger – am 15.10. 2009 Gast des Friedenszentrums in der Volkshochschule – Vortrag ein großer Erfolg

Dr. Bernd Röttger ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und arbeitet freischaffend als Sozialwissenschaftler, Bildungsarbeiter und Autor. Er hat im Laufe seines Berufslebens zahlreiche Schriften zur politischen Ökonomie des Kapitalismus, zur Staatstheorie und zur Gewerkschaftspolitik veröffentlicht.

Während seines Vortrags „Green New Deal“ – stellte Bernd Röttger vor 40 Interessierten einen Weg aus der Wirtschaftskrise vor, nämlich die Möglichkeit eines neuen ökologischen Gesellschaftsvertrages. Der seit 1973/74  dominierende Neoliberalismus sei am Ende und ein neues Projekt notwendig, um die Wirtschaft wieder aus der Krise zu holen. Die „grüne“ Modernisierung der Gesellschaft werde von vielen als praktikabler Weg dazu betrachtet. Die Rückkehr des Staates als Wirtschaftsförderer sei deutlich, ein Schwerpunkt werde auf erneuerbare Energien, ein anderer auf Bildung gelegt, wobei für mehr Bildung immer noch fast nichts getan werde.

In einer historisch-vergleichenden Perspektive ging Röttger auf die Krisenpolitik und Krisenausgänge in früheren Jahrzehnten (z. B. 1929 und 1974) ein. Er räumte rigoros mit vielen Mythen auf. So habe Marx keine allein verbindlichen Wege aus Krisen beschrieben. Keinesfalls habe er Revolution als Allheilmittel propagiert.

Um 1930 habe in den USA eine starke Gewerkschaftsbewegung den Präsidenten Roosevelt zu einer progressiven Krisenlösung genötigt. Heute sei kein solcher progressiver Ausgang aus der Krise in Sicht. Die Gewerkschaften hätten ihre Verhandlungsspielräume nicht ausgeschöpft. Es sei auch nicht gelungen, die Dominanz des Exports zugunsten einer Stärkung der Binnennachfrage zu brechen.

In der Diskussion wurde hervorgehoben, dass die von Marx beschriebenen Revolutionäre  gar nicht vorhanden seien. Auch wurde gesagt, dass die BürgerInnen selber aktiv werden müssten, um etwas für Menschen in schwieriger finanzieller Situation zu tun. Dies betreffe vor allem diejenigen, denen es besser gehe und die in allen Parteien vorhanden seien. Es müssten viel mehr Projekte gestartet werden, die BürgerInnen selbst organisieren - so wie es das Friedenszentrum immer wieder getan habe und weiterhin tue.

„Alles, was auf Erden erfunden wird, liegt schon auf der Lauer“, zitierte Bernd Röttger den Poeten Peter Rühmkorf.

Die vom Friedenszentrum Braunschweig ins Leben gerufene Vortragsreihe findet nun schon in der 20. Folge jeweils am dritten Donnerstag eines Monats um 19:00 Uhr im Speicher der Volkshochschule Alte Waage statt.  Sie wird am 19.11. mit einem Gesprächsabend über die Rolle der Friedensbewegung bei der gewaltfreien Revolution in der DDR fortgesetzt.

Anna-Lena Labus, Inge Gerlach, Frieder Schöbel