10.09.2009: WEGE ZU EINER KULTUR DES FRIEDENS

Dr. Uwe Meier sprach am 10. 9. 09 über Verantwortungsethik und Nachhaltigkeit – Verbindliche Standards für Menschenrechte und Umweltschutz in der internationalen Landwirtschaft

Zu Beginn des 20. Semesters der Vortragsreihe des Friedenszentrums, die bisher über 80 Veranstaltungen umfasst, begrüßte Frieder Schöbel mit Uwe Meier „einen außergewöhnlichen Braunschweiger“, der nicht nur in Bürgerinitiativen wie der zum Erhalt des Schlossparks oder der zur Schaffung einer 4. IGS Außerordentliches geleistet habe, sondern den es heute bis ans andere Ende der Welt führe. Er arbeitet nämlich jetzt auf internationaler Ebene für Nachhaltigkeit und Verantwortungsethik in der Wirtschaft, besonders in der Landwirtschaft.

„Frieden“ ist ein Querschnittthema, das unterschiedliche Lebensbereiche mit einander verknüpft. Mit Uwe Meier, dem Agrarethiker und Vertreter von FIAN, des Food First Informations- und Aktions-Netzwerks, das 1986 gegründet wurde und sich als internationale Menschenrechtsorganisation dafür einsetzt, dass alle Menschen frei von Hunger leben und sich eigenverantwortlich ernähren können und das bei den UN Beobachterstatus besitzt, rückten Bereiche in den Mittelpunkt, die über die politische Sphäre weit hinausgehen. Doch sie sind die Basis, auf der das Leben von Menschen vor allem in den Ländern der Dritten Welt nachhaltig verbessert werden kann.

Seit kurzem im Ruhestand und nun erst recht aktiv im Sinne eines selbst gestellten Auftrags, bekannte sich Uwe Meier als Anhänger einer Verantwortungsethik, die nicht die revolutionäre Veränderung der Verhältnisse zum Ziel hat. Vielmehr habe seine Organisation ökologische, soziale und kulturelle Standardsausgearbeitet, die auf Erhaltung der Lebensgrundlagen und Nachhaltigkeitszielen. Landwirtschaftliche Produktion - das zeigte er an südamerikanischen Beispielen - müsse so beschaffen sein, dass sie die Natur und die Landarbeiter nicht schädigt, dass diesen faire Löhne gezahlt werden und dass ihre kulturelle Identität erhalten bleibt.

Vehement plädierte er für die Einhaltung ethischer Normen im Produktionsprozess und äußerte die begründete Hoffnung, dass die Firmen, mit denen seine Organisation Verträge geschlossen hat, sich um ihrer Glaubwürdigkeit willen auch an diese halten – andernfalls drohten ihnen  beim Export Sanktionen der Verbraucher. Hier zeigten sich allerdings Konfliktlinien: Weltweite Standards könnten, so Meier, gegen die Interessen unmittelbar Betroffener verstoßen; hier helfe nur Aufklärung und der Dialog, die durchaus des öfteren zu Kompromissen geführt hätten.

Manches mag jetzt noch utopisch erscheinen, so z. B. das „grüne Band“ unberührter Natur, das sich durch Südamerika ziehen soll, aber bisherige Erfolge geben ihm Grund zur Hoffnung: Der Verbrauch an Pestiziden sei entscheidend eingeschränkt worden. Aber es gebe auch Rückschläge, so, wenn die Ölindustrie plötzlich die zugesagte Kooperation verweigere.

Uwe Meier will die Rechte von kleinen Bauern stärken und sich für Artenvielfalt (Biodiversität) einsetzen.

Angesprochen auf die Region Braunschweig, wo die Züchtung von Genmais durch die „Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz“ im Versuchsgut Üplingen in Sachsen-Anhalt betrieben wird, äußerte er klar seine Ablehnung von genmanipulierter Pflanzenzucht.

Im voll besetzten Speicher der Alten Waage gab es lang anhaltenden Beifall für einen spannenden und lehrreichen Abend.

Inge Gerlach