Drucken

Vortrag von Brigitte Constein-Gülde am 21.06.2012

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe "Wege zu einer Kultur des Friedens" in der Volkshochschule hielt Brigitte Constein-Gülde am 21. Juni 2012 einen Vortrag zu Ehren ihres Stiefvaters, des Grafikers, Malers und Poeten Erich Constein, der am 24. Juni 2012 100 Jahre alt geworden wäre.

Von Beginn an kam zum Ausdruck, dass zwischen beiden eine sehr warmherzige Beziehung bestand, die das Leben von Brigitte Constein-Gülde stark beeinflusst hat. Ab ihrem 9. Lebensjahr begleitete er das Leben von ihrer Mutter und ihr, nachdem er 1955 aus einer 10-jährigen sowjetischen Kriegsgefangenschaft entlassen worden war. Die Familie zog nach mehreren Stationen nach Braunschweig, wo Erich Constein beruflich als Grafiker tätig war, u.a. für die Braunschweiger Baugenossenschaft, für die er deren Schriftzüge und Logos an ihren Gebäuden fertigte, oder das Braunschweig-Mosaik im EG des i-Punkt-Gebäudes im Heidberg, sowie den sog. Märchenbrunnen aus Metallabfällen im Hauptschulgarten.

Neben der beruflichen Tätigkeit verbrachte er seine Zeit im Atelier in der Wohnung, wo viele eindrucksvolle Bilder entstanden, darunter schwarz-weiße Federzeichnungen, die Themen aus dem Krieg und dem Unrecht in der Nazizeit darstellen. Man erkennt darin seine eigene Auseinandersetzung mit seinen Kriegs- und Gefangenschaftserlebnissen. Fast kommt es einem so vor, als wenn diese Bilder in ihm schlummerten und nur auf den richtigen Moment warteten, um hervorzubrechen. Die Linienführung der Zeichnungen ist so sicher und selbstverständlich, die dargestellten Szenen so unmissverständlich, auch schonungslos, das kann nur gelingen, wenn es aus dem Herzen kommt. Ihm war es ein großes Bedürfnis, dass sich die Menschen nach dem Krieg mit dem von ihnen mitverursachten Unrecht auseinandersetzten. Ein Ausspruch von ihm: „ Es ist meine Pflicht, so zu malen.“ Deswegen erscheint die gewählte Bezeichnung „Braunschweiger Friedensmaler“ für Erich Constein angemessen. Parallel zu seinen Gemälden verfasste er eindrucksvolle Gedichte, die zum Nachdenken anregen. Mit der Zeit, man hat den Eindruck erst nach der Bearbeitung der einschneidenden Kriegserfahrungen, kam Farbe in Erich Consteins Bilder. Ein Schwerpunkt wurde für ihn die Darstellung von Bewegung, die er u.a. bei den Proben des Braunschweiger Theaterballets studieren durfte und in lebendige, zauberhafte Tanzbilder mit ausdrucksstarken Farben umsetzte. Überhaupt bestechen seine Farbbilder mit leuchtenden, kraftvollen Farbkompositionen, die genau den Stimmungen entsprechen, die die Bilder ausdrücken.

Durch ihre enge Verbundenheit ist es Brigitte Constein-Gülde gelungen, dem Publikum sowohl den Künstler, als auch den Menschen Erich Constein in einem sensiblen, informativen und lebendigen Vortrag nahezubringen.

Marlies Käss

Bilder
Besprechung von Hans Kottke