DISKUSSION aktuell:
24.3.2022 (Friedenszentrum)  - von Ingeborg Gerlach

Anlässlich des 35. Geburtstags des Friedenszentrums Braunschweig


Als 1987 das Friedenszentrum Braunschweig gegründet wurde, herrschte noch der Kalte Krieg, wenn auch dank Gorbatschow Abrüstungssignale zu hören waren. Die Lokalpresse fand lange nicht aus dem Kampfmodus heraus und schrieb von „Friedenshetzern“, wenn sie die Friedensbewegung meinte.

Die Mauer fiel, und alle sprachen vom „Haus Europa“. Doch im Zeichen der Osterweiterung von NATO und EU verschwand der Terminus, und jetzt im Krieg, liest man Folgendes: Unser Land habe sich bisher auf dem „bequemen Hochsitz eines historisch verbrämten Pazifismus“ befunden.“ (BZ, 22. 3.22)

Das ersthafte Bemühen, aus zwei Weltkriegen die Lehren zu ziehen, wird mit Spott und Hohn übergossen, wenn ihm nicht gar indirekt die Schuld zugeschoben wird, Putins Krieg nicht verhindert zu haben. Es scheint, als seien alle Ressentiments wiederauferstanden. Gleichzeitig ist Aufrüstung das Gebot der Stunde. „EU erhält neue Eingreiftruppe – Deutschland bietet Soldaten an“, heißt eine Schlagzeile. Natürlich war das längst vorbereitet; der Krieg bot nur eine günstige Gelegenheit, publik zu machen, dass jetzt auch die EU Truppen unterhält. Weiterhin  jährlich 2% mehr in den Rüstungshaushalt ohne parlamentarischen Rückhalt am Bundestag vorbei in die Verfassung geschrieben. Und hundert Milliarden für eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr, gleichfalls ohne parlamentarische Zustimmung! Dass das Grundgesetz Schaden erleidet, kümmert anscheinend niemand.

1987 waren wir hoffungsvoll und vorsichtig optimistisch. Und heute?



Ingeborg Gerlach