Ausstellung »Gesichter des Friedens«
von Pro Peace (früher forumZFD) – 2. bis 28. Juni 2025 in der Stadtbibliothek Braunschweig.
Täglich setzen sich Menschen und Organisationen weltweit für Frieden ein. Oft jedoch bleiben ihr Engagement und ihre Geschichten unsichtbar. Die Ausstellung von »Pro Peace« macht sie sichtbar. Auf Plakaten werden zehn Menschen vorgestellt, deren bewegende Geschichten zum Nachdenken einladen und dazu inspirieren, selbst für Frieden aktiv zu werden.
Auf Initiative des Braunschweiger Friedenszentrums e.V. wird diese Ausstellung vom 2.-28.06.2025 in der Stadtbibliothek Braunschweig während deren Öffnungszeiten gezeigt.
Die Plakate werden ergänzt durch ca 30 Minuten lange Interviews mit den gezeigten Menschen. Die Interviews sind auf Youtube zu sehen und zu hören. Das Friedenszentrum bietet zusätzlich zu den Videos auch eine Textversion der Interviews an.
https://www.friedenszentrum.info/index.php/gesichter-des-friedens
Begleitend findet am 12. Juni 2025 in der VHS Alte Waage von 16.00 – 18.15 Uhr ein Seminar zur Vertiefung statt.
Bitte anmelden bei der VHS: https://www.vhs-braunschweig.de/gesellschaft/kurs/CAAW71
Das Seminar ist kostenfrei.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Frieden bedeutet für mich, achtsam mit mir umzugehen, achtsam mit anderen umzugehen.
Gleichzeitig gegen Gewalt oder Ungerechtigkeit Widerstand zu leisten, sich entgegenzustellen, aber gewaltfrei. Das ist für uns wie eine Lebensberufung.
Ich wünsche mir manchmal Frieden auf der Welt, dass ich arbeitslos werde und vom Arbeitsamt ein minimales Gehalt bekomme. Das wünsche ich mir."
Otto Raffai lebt in Kroatien. Während der Kriege im ehemaligen Jugoslawien ab 1991 lehnte er den Wehrdienst ab. Er verbrachte einige Zeit in Österreich und der Schweiz und baute enge Kontakte zu kirchlichen Friedensinitiativen in Deutschland auf. Zurück in Kroatien begann er zusammen mit seiner Frau Ana, andere Menschen in gewaltfreiem Handeln zu schulen. Hunderte Menschen haben bis heute an ihren Kursen teilgenommen. Otto und Ana Raffai setzen sich besonders für das friedliche Miteinander der Religionen ein.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Wir sind eine Generation, die nicht in einer friedlichen Welt aufgewachsen ist. Ich weiß nicht, was dann unsere Kinder oder unsere Enkelkinder sagen oder erleben, aber wir sind in einer Welt geboren und aufgewachsen, die immer, ob das nah dran oder weit entfernt war, immer wieder von Krieg, von Konflikten gehört hat.
Und das möchten wir nicht einfach der zukünftigen Generation überlassen. Das ist meine große Motivation.
Ich möchte mich gerne engagieren in dieser Richtung, dass man dann auch vielleicht Frieden schafft. Vielleicht schaffe ich ja gar nichts. Aber ich habe mein Bestes getan. Und wenn ich es nicht schaffe und sich vielleicht nach mir auch viele andere Leute engagieren, weitermachen, vielleicht schaffen die es dann irgendwann mal."
Daniel Djedouboum ist im Tschad aufgewachsen, wo er als Jugendlicher den Bürgerkrieg miterlebte. Anfang der 1990er Jahre kam er als Student nach Deutschland. Später wurde Friedens- und Entwicklungsarbeit in afrikanischen Ländern zu seinem Beruf. Unter anderem war er für den internationalen christlichen Friedensdienst EIRENE im Osten der Demokratischen Republik Kongo tätig. Heute betreut er Friedensprojekte der Organisation in der Sahel-Region, vor allem in Niger, Burkina Faso und Mali.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Ich bin Friedensaktivistin, weil die Umstände im Jemen es erfordern. Man muss einfach für Frieden sein. Der Jemen erlebt seit acht Jahren einen bewaffneten Konflikt, einen Bürgerkrieg zwischen unterschiedlichen Parteien in unterschiedlichen Regionen des Landes. Ich glaube, wir müssen uns für Frieden einsetzen, damit die Stabilität im Jemen zurückkehrt und damit die Menschen wieder ihre Grundrechte haben, vor allem Frauen, Kinder, Menschen mit Behinderung und Ältere. Das Land braucht Frieden! Deswegen denke ich, dass es eine humanitäre und ethische Pflicht gegenüber den Menschen ist, dass wir Bündnisse für den Frieden bilden. Das ist unsere Hauptbotschaft."
Hooria Mashhour wuchs in Aden im Süden des Jemens auf und arbeitete zunächst als Lehrerin und Schulleiterin. Von 2000 bis 2011 setzte sie sich beim staatlichen Frauenkomitee für die Rechte von Mädchen und Frauen ein. Als die Proteste im Jemen begannen, legte sie ihr Amt nieder und ging auf die Straße. Nachdem der Präsident zurücktrat, wurde sie in der neuen Regierung zur Ministerin für Menschenrechte ernannt. Als 2015 der Krieg ausbrach, musste sie nach Deutschland fliehen. Aus dem Exil heraus engagiert sie sich in zahlreichen Friedensinitiativen für den Jemen.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Die Revolution in Syrien hat 2011 angefangen. Damals war ich noch ein kleines Mädchen, gerade einmal neun oder zehn Jahre alt. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Politik. Aber wenn so etwas in deinem Land passiert, wirst du automatisch um zehn Jahre älter.
Es gab Menschen, die sich getraut haben, die Mauer der Angst zu durchbrechen. Zum ersten Mal nach mehr als 40 Jahren Assad-Regime gab es Menschen, die sich getraut haben, Nein zu sagen."
Judy al Chalabi und Batoul Almahmoud wuchsen in Syrien auf. Sie erlebten den Beginn der Proteste 2011 und wie das Regime mit brutaler Gewalt antwortete. Als der Krieg eskalierte, wagten sie die gefährliche Flucht nach Europa. In Deutschland machten sie ihren Schulabschluss, heute studieren sie. In ihrer Freizeit engagieren sie sich im „Molham Volunteering Team“, einer humanitären Organisation, die Geflüchteten in Syrien und den benachbarten Ländern hilft. In Deutschland geben die beiden Freundinnen außerdem friedenspädagogische Workshops an Schulen und wollen so andere junge Menschen für ehrenamtliches Engagement begeistern.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Ich denke, jede gute Tat stiftet Frieden. Wenn ich im Bus nett zu der Person neben mir bin und Platz mache, ist das für mich ein Beitrag zum Frieden. Auch jede freundliche Geste, die vom Herzen kommt, und jede Handlung, bei der ich ganz ich selbst bin, stiftet Frieden. Denn das erlaubt es auch anderen Menschen, sie selbst zu sein. Jede mutige Tat an Orten, wo es riskant ist mutig zu sein, ist ein Beitrag zum Frieden."
Ada Hakobyan wuchs in Armenien auf. Als Kind erlebte sie in den 1990er Jahren den Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan um das Gebiet Bergkarabach. Sie kam als Studentin mit einem Stipendium nach Deutschland und forschte über die Ursachen des Krieges. Später arbeitete sie in Friedensprojekten in Liberia, Sierra Leone, dem Sudan und dem Südsudan. Seit 2019 arbeitet sie im Ukraine-Team von Pro Peace und unterstützt Friedens- und Nachbarschaftsinitiativen sowie Projekte, die mithilfe von künstlerischen Ansätzen zur Traumabewältigung beitragen.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Mein Name ist Yuliia und ich komme aus der Ukraine.
"Ich heiße Nastia und komme aus Russland."
"Ich spreche zweieinhalb Sprachen. Meine Muttersprachen sind Ukrainisch und Russisch. Auf Russisch haben wir nur ein Wort für „Frieden“ und „Welt“. Das Wort ist „Mir“. Es ist dasselbe Wort. In einer perfekten Welt bedeutet Frieden für mich das tägliche Leben! Wenn du dich sicher fühlst und die Freiheit hast, du selbst zu sein, unabhängig vom Geschlecht, Alter, deiner Lebenssituation und deinem Platz in der Gesellschaft."
Anastasia kommt aus Russland und studierte Schauspiel. Als Theaterpädagogin und Regisseurin war sie bereits in verschiedenen Ländern weltweit tätig und setzt ihre Kunst als Methode der Friedensarbeit ein. Yuliia wuchs in der Nähe von Dnipro in der Ukraine auf. Sie studierte Psychologie und arbeitete zunächst als Lehrerin. Beide Frauen mussten wegen des Krieges ihre Heimat verlassen. Heute lebt das Ehepaar in Deutschland. Mit „Playback“, einer Form des Improvisationstheaters, schaffen sie Räume für Dialog und Begegnung, auch von Menschen aus Russland und der Ukraine.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Ich habe diese Friedenstaube mitgebracht. Für mich ist sie ein Symbol: für Abdelaziz und für Syrien. Wir setzen uns für Frieden ein. Schon immer. Für immer. Seitdem er mir diese Kette um den Hals gelegt hat, habe ich sie nicht ausgezogen. Das heißt: Auch wenn Abdelaziz nicht da ist, werde ich seine Botschaft tragen, solange ich kann. Und nicht nur seine Botschaft! Sondern die aller Menschen, die an Frieden glauben. An einen Frieden, der auf Menschenrechten und auf der Würde jedes Einzelnen beruht. Sie dürfen uns nicht niederdrücken und gleichzeitig von Frieden sprechen. So einem Frieden werde ich nicht zustimmen.
Fadwa Mahmoud kämpft schon ihr ganzes Leben für einen friedlichen politischen Wandel in Syrien. 2012 verhaftete das Regime ihren Mann, den bekannten Oppositionspolitiker Abdelaziz Al Khayer, und ihren Sohn Maher. Seitdem wurden die beiden nicht mehr gesehen. Fadwa Mahmoud selbst floh nach Deutschland. Mit ihrer Organisation „Families for Freedom“ setzt sie sich dafür ein, dass politische Gefangene freigelassen und die Schicksale der Verschwundenen aufgeklärt werden.
-- Ergänzung zur Ausstellung : Video-Interview als Lesetext. --
"Das sind meine Waffen gegen die Taliban: dieses Tablet und mein Stift! Ich habe alle meine Kunstwerke mit diesem Tablet geschaffen. Ich habe es noch aus Afghanistan und es ist mir wirklich wichtig. Es ist wie ein guter Freund für mich, weil ich meine ganze Kunst damit mache. Auch heute noch arbeite ich nur mit diesem Tablet.
Sayed Muhammad Hussaini ist Künstler und Karikaturist aus Afghanistan. Das Zeichnen brachte er sich selbst bei. In Afghanistan illustrierte er Kinderbücher und politische Kampagnen. Er erlebte, wie die Taliban im August 2021 die Macht übernahmen. In seinen Zeichnungen, die er in sozialen Medien veröffentlichte, prangerte er die Unterdrückung von Frauen und Mädchen an. Heute lebt er in Deutschland und nutzt seine Kunst weiterhin als Sprachrohr für Frieden und Frauenrechte.