Bericht zum Vortrag von Matin Baraki am 15. Februar 2018 in der VHS in der Reihe "Wege zu einer Kultur des Friedens".
Nach dem 2. Weltkrieg, im Kalten Krieg war Afghanistan ein neutraler Staat. Da nach US-amerikanischer Auffassung Neutralität als „unmoralisch“ galt, erhielt das rückständige Land keinerlei Entwicklungshilfe. Nach dem Sturz der Monarchie (1973) etablierte sich eine sozial orientierte Regierung, die sich um die Alphabetisierung der Bevölkerung und um Landverteilung bemühte. Zu diesem Zeitpunkt war die US-Regierung - unter dem Einfluss der Theorien des Sicherheitsberaters von Präsident Jimmy Carter, Zbigniew Brzezinski - zu der Überzeugung gelangt, dass Afghanistan aufgrund seiner geostrategischen Lage eine zentrale Rolle in Eurasien spielte. Wer diese Region kontrollierte, habe großen Einfluss auf die asiatischen und europäischen Länder – eine These, die bis heute nicht an Bedeutung verloren hat.
Da die USA von der linken Regierung Afghanistans eine Revolutionierung der Region befürchteten, unterstützten sie islamistische Mujaheddin, in der Absicht, eine sowjetische Intervention zu provozieren. Diese fand dann Ende 1979 statt, woraufhin die USA die Mujaheddin und später mit saudi-arabischer Unterstützung deren Gegner, die fundamental - islamischen Taliban unterstützten. Die Sowjetunion hatte sich unter Gorbatschow aus Afghanistan zurückgezogen. Als die Übermacht der Taliban zu groß wurde, suchten die USA einen Anlass zur Intervention, den ihnen die Anschläge vom 11. September 2001 boten, obwohl deren Urheber größtenteils aus Saudi-Arabien stammten. Nach vier Wochen waren die Taliban besiegt, die USA konnten eine Vielzahl von Stützpunkten einrichten, mit denen sie die geostrategische Bedeutung des Landes ausnutzen konnten. Außerdem ist Afghanistan ein rohstoffreiches Land (u.a. Kupfer).
Dieser letzte Abschnitt der Geschichte wurde vom Referenten nur sehr kursorisch behandelt. Er wies auf den wachsenden Widerstand der Bevölkerung gegen die Besatzung und den Krieg hin, an dem inzwischen 25 Gruppen beteiligt seien. Seine Empfehlung: Um Konflikte zu lösen, sollten an der Basis Ratsversammlungen mit den Dorfältesten abgehalten werden, wie es in Afghanistan Tradition sei. Konflikte sollten nicht von Beauftragten der USA, wie z.B. Karsai, gelöst werden. Aus diesen Ratsversammlungen sollte eine vorläufige Regierung hervorgehen. Schutz sollte durch Blauhelmsoldaten mit robustem Mandat aus muslimischen und blockfreien Staaten gewährt werden. Dann solle sich das Land den UN unterstellen.
Der Vortrag gab einen guten Einblick in die Geschichte des Landes und die Rolle, die die USA dort spielen.
Inge Gerlach