Bericht  zum Vortrag von Richard Gebhardt am 13. Februar 2020 in der VHS in der Reihe "Wege zu einer Kultur des Friedens".

Hinter dem etwas sperrigen Titel verbarg sich ein hochinteressanter Vortrag über die divergierenden Tendenzen innerhalb der AfD. Den Referenten bewegte die Frage nach den Ursachen des Rechtsextremismus, insbesondere warum höchst unterschiedliche Milieus sich von den Parolen der Rechten angesprochen fühlen. Es sind einerseits Gruppen der unteren Mittelschicht, die um ihren Arbeitsplatz angesichts der Digitalisierung fürchten; hier spielen ökonomische Gründe eine wesentliche Rolle. Andererseits fühlt sich ein akademisch geprägtes Milieu von der gegenwärtgen Entwicklung bedroht. Wie passt das zusammen?


Die AfD stellt sich als die Partei der kleinen Leute dar und fndet viel Zustimmung, auch und gerade unter Gewerkschaftern (Höcke an der Spitze einer IGM-Demonstraton rief großes Aufsehen hervor, auch wenn er nur kurze Zeit blieb). Ihre Elitenkritik schien bisher ein ausschlaggebendes Moment zu sein. Allerdings muss man bemerken, dass die AfD keine ernsthafte Verbesserung der sozialen Verhältnisse erstrebt, und wenn doch, so nur für die deutschen Arbeitnehmer.

Doch spätestes mit Wulfs Zustimmung zum Islam (2008) schälte sich ein anderes Moment heraus. Aus ihrer Sicht ist die (angeblich) homogene Volksgemeinschaft in Gefahr. Mit Sorge konstatieren sie die zunehmende Bedeutung von Frauen sowie von ethnischen, sexuellen und anderen Minderheiten. Es ist der Liberalisierungsschub der letzten Jahrzehnte, der insbesondere den bisherigen Eliten Angst einflößt, Angst um den Kontrollverlust. Der Referent sprach vom drohenden Verlust der „Dividende weißer Männer“, der ihnen Sorge bereite. Hier schlummere seiner Meinung nach ein ungeheures Protestpotental von Menschen, die mit der gesellschaflichen Modernisierung nicht zurechtkommen.

Der Referent hielt an seiner These von beiden Wurzeln des rechtspopulären Anwachsens fest. Die AfD wünsche keine gesellschafliche Autonomie der Menschen, aber auch keinen ökonomischen Fortschritt zu ihren Gunsten. Die kleinen Leute sollten klein bleiben.

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