Am 3. April wurde von Prof. Walter Göhring aus Wien die jetzt in der Alten Waage vom Friedenszentrum präsentierte Ausstellung zu Friedensnobelpreisträger Alfred Fried eröffnet. Göhring schrieb 2006 die erste Biographie zu Fried und gehört zu den Autoren der Ausstellung.
Eindrucksvoll schilderte Göhring verschiedenste Facetten des Schaffens von Alfred Fried. 1911 hatte er, der eng mit Bertha von Suttner zusammenarbeitete, den Friedensnobelpreis für seine Verdienste um den konkreten Frieden bekommen.
Besonders interessant für das einheimische Publikum war, dass es Anfang Oktober 1920 nach 1919 die 2. Friedenskonferenz in Braunschweig gab, auf der auch Fried eine Rede hielt. So gut wie kein Braunschweiger weiß das.
Frieds Ziel war, durch journalistische Arbeit (Zeitschrift „Die Friedens-Warte“ ab 1899 – sie existiert noch heute!) die Menschen für den „organisierten“ Frieden zu gewinnen. Nur durch die vertragliche Einigung der europäischen Länder ließen sich nach seiner frühen Erkenntnis weitere schreckliche Kriege verhindern. So muss er heute als einer der ganz großen Vordenker der Vereinten Nationen und der Europäischen Union betrachtet werden.
Angeregt hatten ihn Bilder des russischen Malers Wereschtschagin, die das furchtbare Ergebnis von Kriegen im 19. Jahrhundert zeigten, unter anderem einen Berg von Schädeln. Leider konnte Fried von der schriftstellerischen Arbeit und mit Hilfe von Sponsoren wie der Carnegie-Stiftung nur zeitweise leben. Sein Nobelpreisgeld spendete er sofort zur Hälfte für soziale Zwecke. Er starb völlig verarmt 1921 in Wien. Deutschland behandelte ihn sehr ungerecht. Er förderte auch Stenografie und Esperanto.
Das Friedenszentrum bietet diese Ausstellung im Rahmen seines Projekts zum „Jubiläumsjahr“ 1913 an. Unser Titel heißt im Gegensatz zu dem romantisierenden Stadtprojekt „Aufstieg und Niedergang“. Sie soll wie unsere Vortragsreihen ein Beitrag zur Friedenskultur sein. Wer weiß schon, dass es vor dem 1. Weltkrieg eine Friedensbewegung gab?
Es lohnt sich diese Ausstellung anzuschauen. Sie ist zu den normalen Öffnungszeiten der VHS zu sehen. Im Kundencenter der VHS gibt es einen Katalog für 10 Euro, so dass man sich in Frieds Leben und Werk auch zuhause vertiefen kann.
Die Ausstellung ist bis 30.4. geöffnet und auch für SchülerInnen ab Jahrgang 9 geeignet. Führungen können unter 0531-35 11 47 vereinbart werden.
Daniel Gottschalk, Frieder Schöbel