Seit 1987 ist Braunschweig auf Betreiben des Friedenszentrums Mitglied der "Bürgermeister für den Frieden", die sich zum Ziel gesetzt haben, alljährlich über den Stand der Atomrüstung zu informieren und ihre Stimme gegen die von diesen ausgehende Bedrohung des irdischen Lebens zu erheben. Mehr als 5500 Städte weltweit haben sich zusammengeschlossen, um für eine Welt ohne Atombomben zu kämpfen.
Frieder Schöbel, langjähriges Vorstandsmitglied des Braunschweiger Friedenzentrums, was eigens mit seiner Frau Renate aus Berlin angereist, um die Eröffnungsworte für die diesjährige Feier zu sprechen und an die wechselvolle Haltung der Stadt zu dieser Veranstaltung zu erinnern. Es war nicht zuletzt sein zäher Einsatz gewesen, der zum heutigen Engagement der Stadt geführt hatte. Die vom Friedensbündnis organisierte Feierlichkeit war zugleich eine Erinnerung daran, dass vor sechzig Jahren das Russel-Manifest für das Verbot von Atombomben und des Krieges überhaupt verabschiedet worden war.
Annegret Ihbe, SPD-Bürgermeisterin, überbrachte die Grüße des OB, der in Hannover auf einer zentralen Mayors for Peace-Veranstaltung von Cornelia Rohse-Paul(Bürgermeisterin) vertreten wurde und erinnerte mit eindringlichen Worten an die Schrecken des keineswegs gebannten Atomkrieges. Im anschließenden Vortrag verwies Dr. Angelika Claussen (ehemalige Vorsitzende der "Ärzte gegen den Atomkrieg") auf die nach 1990 gehegten Vorstellungen vom gemeinsamen Haus Europa, in dem West und Ost zusammenarbeiten, so z.B. im Europa-Russland-Rat und in der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit). Doch in den folgenden Jahren wurde das Gleichgewicht durch die Osterweiterung von NATO und EU immer weiter verschoben. Am vorläufigen Ende steht der Ukraine-Konflikt, der von beiden Seiten mit zahlreichen Rechtsverstößen betrieben wird. Fatal findet Frau Claussen, dass Sicherheitspolitik die Friedenspolitik verdrängt habe. Sicherheitspolitik betreibt nur immer weitere Aufrüstung, während Friedenspolitik die Bedürfnisse der Gegenseite einbezieht. In diesem Zusammenhang erläuterte Frau Claussen die ethischen Grundlagen ihrer Organisation; es sind die allgemeinen Menschenrechte, insbesondere auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie der Deckung von Grundbedürfnissen. Diese Rechte kämen in vielen Teilen der Welt zu kurz, last not least in Griechenland dank der herrschenden Austeritätspolitik.
Trotz der allgegenwärtigen Konfliktlage und der weltweiten Aufrüstung ´beschwor Frau Claussen die Hoffnung auf möglichen Dialog: die Anwesenden sollten an ihre parlamentarischen Vertreter vor allem im Europa-Parlament appellieren, dass diese sich für eine Verständigung im Ukraine-Konflikt einsetzten.
Dr. Ingeborg Gerlach