Donnerstag, 19. September 2019 um 19.00 Uhr
Veranstalter: Friedenszentrum BS e.V., Friedensbündnis Braunschweig
Vortrag und Diskussion
Referent: Dr. Klaus Latzel
Veranstalter: Friedenszentrum BS e.V., Friedensbündnis Braunschweig
Am 1. September jährt sich zum 80. Mal der Beginn des Zweiten Weltkrieges. In diesem Krieg wurden Ausbeutung und Versklavung, Tötung und Vernichtung von Menschen auf einen Höhepunkt getrieben, der historisch einzigartig ist. Thema des Vortrags sind der Einschnitt, den die ungeheuerlichen Gewalterfahrungen hunderter Millionen von Zivilisten und Soldaten bewirkten, und die Folgen, die sich daraus ergaben: in politisch-moralischer, völkerrechtlicher, ökonomisch-technischer und geopolitischer Hinsicht.
Dr. Klaus Latzel, Historiker,
tätig am Historischen Seminar der TU Braunschweig
Dr. Klaus Latzel, Historiker,
tätig am Historischen Seminar der TU Braunschweig
Zur Vorbereitung auf diesen Vortrag eine
Zusammenfassung eines Artikels von Hannes Heer über die Bedeutung des 2. Weltkriegs und die mangelnde Aufarbeitung der Kriegsverbechen („Neues Deutschland“ vom 31.8./1.9.2019)
Der Historiker Hannes Heer weist anlässlich des 80. Jahrestages des Einmarschs der Wehrmacht in Polen am 1. September 1939 auf die Tatsache hin, dass es sich nicht um einen „üblichen“ Krieg gehandelt habe, sondern um einen Eroberungs- und Vernichtungskrieg. „Es ging darum, Staaten zu zerschlagen und deren Bevölkerung zu versklaven und zu ermorden.“ Er beruft sich auf Hitlers Ankündigung, die slawischen Völker zu vernichten, um Grund und Boden zu gewinnen. Ein weiteres Ziel sei die Ausschaltung des „jüdischen Bolschewismus“ gewesen. Polen war das Experimentierfeld für diese neuartige Kriegsführung, hier wurde geprobt, was dann ab 1941 im Krieg gegen die Sowjetunion praktiziert wurde. Dass das Völkerrecht und die Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu vernachlässigen seien, hatte Hitler den Generälen schon vor Kriegsbeginn deutlich gemacht. Heer nennt die Zahlen diese Vernichtungskrieges: 40 Millionen Ermordete. Hunderttausende von Zivilisten verhungerten.
Gegen die Aufdeckung dieser Verbrechen der Wehrmacht wurde nach Kriegsende ein zäher Kampf geführt. Da im Zeichen des Kalten Krieges eine neue westdeutsche Armee geplant war, verfolgte die Regierung Adenauer die Strategie von Amnesie und Amnestie. Die Verbrechen bzw. die Schuld der Wehrmacht wurden totgeschwiegen, die Täter weitgehend amnestiert. Die gängige Parole hieß „Hitler war´s!“. d.h. die Schuld wurde einer kleinen Spitzengruppe zugeschrieben, während das Gros der ehemaligen Wehrmachtssoldaten von Verantwortung freigesprochen wurde.
Die Bundeswehr hat sich niemals definitiv von der Tradition der Wehrmachtlosgesagt. Auch von der bisherigen Verteidigungsministerin von der Leyen war kein klares Wort zu hören. Sie verstieg sich zu der Formulierung, die Wehrmacht sei eine “Gefangene“ des NS-Systems gewesen; sie habe dem NS-Regime gedient und „sich bei dieser Gelegenheit in Schuld verstrickt.“