"Gemeinsam haben Vertreterinnen und Vertreter der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Braunschweigischen Stiftung, der Oberbürgermeister der Stadt Braunschweig, Dr. Thorsten Kornblum, sowie Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne am  Donnerstag (13. Januar) eine Informationsstele zur Erinnerung an die Opfer der NS-Justiz an der Gedenkstätte Braunschweig-Buchhorst freigegeben. Sie soll an mindestens 25 Soldaten und Zivilisten erinnern, die von der NS-Militärjustiz bzw. vom damaligen Volksgerichtshof als Deserteure oder Widerstandskämpfer zu Tode verurteilt und am heutigen Standort der Stele erschossen wurden. (...)"

weiter dazu in der Pressemitteilung auf https://www.braunschweig.de/politik_verwaltung/nachrichten/infostele-buchhorst.php


und auch im Beitrag von Uwe Meier im braunschweig-spiegel

"Gedenkstätte Braunschweig-Buchhorst erinnert nicht nur an Opfer der NS-Justiz, … …. sondern auch an das Engagement der Zivilgesellschaft und die Versäumnisse über die Täter zu informieren.(...)"

https://braunschweig-spiegel.de/gedenkstaette-braunschweig-buchhorst-erinnert-nicht-nur-an-opfer-der-ns-justiz/

 

Frieder Schoebel zu letzerem:

"Einige Bemerkungen zum Artikel Uwe Meiers (BS-Spiegel) über die Gedenkstätte Schießstand Buchhorst



Im Mai 2003 vorläufig und am 16.12.2003 offiziell - nicht im Dezember 2002, wie Uwe Meier geschrieben hat – wurde die erste Gedenkstätte Schießstand Buchhorst anlässlich der „Waldtage“ des Niedersächsischen Forstamts am anderen, dem südlichen Ende der ersten Kugelfanggruppe, vom Friedenszentrum eröffnet. Der zuständige Riddagshäuser Förster Rainer Städing hatte "privat“ in den Jahren davor mehrfach Blumengebinde am sogenannten Appellplatz, 100 m östlich des Hotels Aquarius, niedergelegt. Auf unseren Spaziergängen hatten wir uns darüber ebenso wie über die verfallenden Kugelfänge gewundert. Hier mussten Verbrechen aufgeklärt werden. Der Förster half dann sehr bei der Gestaltung der Gedenkstätte durch die Künstlergruppe der HBK.

Die Forstverwaltung hatte begonnen, sich Gedanken zu machen, wie den Menschen der Wald „lebendig“ und erlebbar gemacht werden könnte. Schon damals also sollte ein Bewusstsein für die Erhaltung des Waldes geweckt werden. Daher wurden wir eingeladen, mit einem Infostand an den Waldtagen teilzunehmen.

Wir wollten auf die Erschießungen von Kriegsdienstverweigerern, Kriegsgefangenen und Widerständlern in der Nazizeit aufmerksam machen. Die inzwischen verstorbene Zeitzeugin Helga Wüntsch kam an unseren Infostand und erzählte, dass sie als 13-Jährige hinter einer Gardine der Cafeteria am Schießstand Erschießungen beobachtet hatte. Der Pfarrer von Klein-Schöppenstedt berichtete von dort erschossenen sowjetischen Gefangenen, deren Tod im Totenbuch der Kirche verzeichnet ist.

Schließlich meldeten sich bei unseren Veranstaltungen weitere Zeitzeugen, die als Soldaten hatten zwangsweise teilnehmen müssen.

Der einzige Weg, der damals zu den Kugelfängen führte, wurde von den jungen Kunststudierenden mit vier Skulpturen aus Steinen gestaltet. Sie wurden über viele Jahre vom Friedenszentrum gepflegt. Die letzte Skulptur auf der rechten Seite des Weges – Titel „Zerschossener Mensch“ - ist nach mehreren Zerstörungen nur noch als Schutthaufen erkennbar. Sie war die eindrucksvollste Skulptur, aus Hohlziegeln geformt. Der übrig gebliebene Steinhaufen mag an einen Toten erinnern.

In einem der Kugelfänge, direkt an dem Weg, sind die uns bekannt gewordenen acht Namen der Hingerichteten auf großen Plastikschildern dokumentiert. Alle Skulpturen wurden aus den Ziegeln der Trennwände der Schießanlage gebaut, die man einfach in den Kugelfängen entsorgt hatte.

Diese 2003 vom Friedenszentrum geschaffene Anlage ist nicht zu verwechseln mit der neuerdings eröffneten Stele, die am nördlichen Ende der Kugelfänge steht. Diese wurde nach einem Jahrzehnt von Diskussionen, Planungen und Übernahme der Pflege zunächst durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und nunmehr der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten endlich fertiggestellt. Es liegt nun in der Hand und an der Aufmerksamkeit der Bürger*innen, beide Gedenkorte für die Nachwelt zu erhalten, damit es nie wieder Krieg und Faschismus gibt.

Leseempfehlung:
1) „Schießstand Buchhorst“, ISBN 3-937664-09-2, auszuleihen in der Stadtbibliothek und im Friedenszentrum oder vielleicht antiquarisch erhältlich.
2) „Orte des Erinnerns in Braunschweig“, Rundgänge zu Gedenkpunkten 1933-1945, ISBN 978-3-00-041400-8, im Buchhandel erhältlich.

Frieder Schöbel"