07.08.2009

Manchmal konnte einen der blanke Neid packen. Ute Lampe, der Initiatorin dieser Veranstaltung des Friedensbündnisses, muss es auch so gegangen sein, als sie auf einer Tagung Frau Margit Poggemeier kennen lernte, die Leiterin des Büros für Friedenskultur in Osnabrück, Sie lud diese ins Georg-Eckert-Institut ein, um dort vor Vertretern des Rats und interessiertem Publikum zu referieren und mit ihnen zu diskutieren.

Da erfuhr man, dass in der Stadt des Westfälischen Friedens die Friedensarbeit eine der Säulen der Kommunalpolitik ist. Dass es neben dem erwähnten Büro noch ein Friedenszentrum (kommunal) sowie den Erich-Maria-Remarque-Preis und das Nussbaum-Museum gibt. Regelmäßig finden Vorträge und Konferenzen statt, selbst die UNESCO ist zu Gast, und die Friedensarbeit stellt einen kulturellen und wirtschaftlichen Standortfaktor dar, wie Frau Poggemeier nicht ohne Stolz berichtete.



Auch in Braunschweig gebe es Friedenspolitik, wurde festgestellt, aber ohne den finanziellen Segen der Kommune, also rein durch bürgerschaftliches Engagement und mit entsprechend geringer Außenwirkung.  Zwar hörte man von der CDU-Ratsherrin Ochmann, dass Braunschweig primär eine Stadt der Wissenschaft sei. Aber einen festen Betrag für Friedensarbeit hätten die Zuhörer auch gerne gehabt. (Das Friedenszentrum hatte 15000 € beantragt, die Oppositionsfraktionen hatten dies unterstützt, aber die Mehrheit lehnte ab- sie braucht das Geld schließlich für repräsentative Zwecke). Und noch dringender wäre eine institutionelle Absicherung der ARUG, die sich bisher nur mit Projekten über Wasser hält. Mehr Geld für Integrationsprojekte könnte auch in Braunschweig fließen, z.B. in ein  Projekt zur Qualifizierung von Migranten für Führungspositionen. Moralische oder organisatorische Unterstützung der Bürger täte gut, wurde festgestellt. Undenkbar, dass die Braunschweiger Stadtverwaltung eine 50 km lange Menschenkette organisierte, wie es die Osnabrücker zu Beginn des Irakkrieges tat!

Auch „kommunale Außenpolitik“ in Sachen Frieden gibt es hier nicht. Während in Osnabrück die Gedenkfeiern zum Hiroshima-Tag kommunal organisiert werden,  wird in Braunschweig diese Aufgabe vom Friedenszentrum geleistet. Und der OB erinnert sich nicht daran, dass er ein Mitglied der „Mayors for Peace“ ist, der seine Bürger alljährlich über den Stand der Atombewaffnung informieren müsste. „Friedensforschung“ betreibt hier das Friedenszentrum, das seine VHS-Reihe „Wege zu einer Kultur des Friedens“ als low-budget-Projekt seit Jahren betreibt. (Wenn die öffentliche Resonanz fehlt, dann ist dies auch der Zeitung geschuldet, die der Entpolitisierung der Bürger stetig Vorschub leistet.)

Die anwesenden Ratsmitglieder (neben Frau Ochmann waren dies Nicole Palm von der SPD sowie Burkhard Plinke von den Grünen) versprachen, möglichst viel Anregungen in den politischen Alltag mitzunehmen. Vielleicht denkt eine(r) von ihnen daran, dass die „Korvette Braunschweig“ umbenannt werden sollte, die als ein für den Angriffskrieg geeignetes Schiff kein Aushängeschild für unsere Stadt darstellt.

Ingeborg Gerlach