Vortrag Dorothee Häussermann am 21.4.2016
In der Reihe „Wege zu einer Kultur des Friedens“ referierte Dorothee Häussermann, Mitglied bei „attac“, am 21.04.2016 in der Volkshochschule vor ca. 30 Teilnehmern unterschiedlichen Alters über Fluchtursachen besonders für Menschen in Afrika. Dieser Personenkreis flüchtet weniger vor politischer Verfolgung als insbesondere vor Armut, Hunger und wegen fehlender Lebensperspektiven. Sie werden häufig als „Wirtschaftsflüchtlinge“ bezeichnet und gelten als Asylbewerber zweiter Kategorie. Dagegen wendet sich Dorothee Häussermann.
Sie sieht in der europäischen und amerikanischen Wirtschaftsweise vielfältige Ursachen für Verelendung und Verarmung. Das belegt sie mit verschiedenen Beispielen. So ist z.B. Nigeria der größte Erdölproduzent Afrikas. Das Land ist aber arm und wenig entwickelt. Marode Ölpipelines verseuchen Böden und Gewässer und zerstören die Mangrovenwälder und andere Ökosysteme. Politische Instabilität, Korruption und Mißwirtschaft verhindern zusätzlich die weitere Entwicklung des Landes. Die Krise des Fischfangs im Senegal und die Folgen der Wasserknappheit in Mali sind weitere Beispiele für die Folgen der europäischen Fischereipolitik und die Ungerechtigkeit, die durch den Klimawandel bedingt ist: Schäden des Klimawandels gibt es zu 99 % in Entwicklungsländern, die ihn aber nicht verursachen. Die Auswirkungen des Klimawandels sind beispielsweise der Temperaturanstieg mit einer Änderung der Niederschlagsmuster. Damit geht Trinkwasser verloren, es kommt zu Ernteausfällen. Ackerland geht durch Trockenheit verloren.
Auch ist hier ist die Baumwollproduktion zu nennen, die viel Wasser benötigt, den Einheimischen aber kaum Einkommen bringt, da die Investoren aus dem Ausland kommen. Besonders problematisch für die einheimische Bevölkerung ist die Landnahme durch ausländischen Investoren, weil damit fruchtbarer Boden – quasi die Nahrungsgrundlage – verloren geht und auch Traditionen sterben, wie z.B. der Durchzug der Nomaden. Es gilt also, auf eine gerechtere europäische Wirtschaftspolitik gegenüber Afrika zu drängen. Den Klimaflüchtlingen sollte die Genfer Flüchtlingskonvention einen besonderen Status einräumen. Die Flüchtlinge bei uns müssten so unterstützt werden, dass sie durch eine entsprechende Ausbildung in die Lage versetzt werden, einmal in ihr Heimatland zurückkehren zu können und dort eine positive Entwicklung zu unterstützen – wenn das ihr Wunsch ist.
Gabriele Canstein