Vortrag von Hamdi Abu Rahma am 19.01.2012

Im Rahmen unserer Vortragsreihe "Wege zu einer Kultur des Friedens" sprach am 19.1. der Palästinenser Hamdi Abu Rahma über die Situation in seinem Heimatort Bil'in.

Das Dorf liegt direkt in der Gegend, wo ab 2005 die israelische Sperranlage errichtet wurde, welche Israel vom Westjordanland trennt. Die Menschen in dieser Region sind primär von Landwirtschaft abhängig, jedoch verloren sie durch die Mauer einen Großteil des Acker- und Weidelandes. Allein durch Verlust von Tausenden Olivenbäumen entstehen jährlich Verluste von 50 Millionen Dollar.

"The popular committees against the wall and settlements" organisieren jede Woche gewaltfreie Demonstrationen an der Sperranlage, welche von Anwohnern sowie israelischen und internationalen Aktivisten unterstützt werden. Den Protesten wird von der israelischen Armee kontinuierlich mit Gewalt begegnet. So kommen zum Beispiel Tränengasbomben zum Einsatz, die weite Gebiete in Rauch hüllen und eine Flucht vor dem Gas nahezu unmöglich machen. In einer dieser Aktionen starb deswegen ein Frau an Erstickung. Des Weiteren benutzt die Armee zum Beispiel gummiummantelte Stahlgeschosse, die zu schweren Verletzungen führen können.

Insgesamt wurden 1200 Menschen verletzt, davon 10 schwer, obwohl in Bil'in nur 900 Menschen leben. Zum einen setzen sich die BewohnerInnen also immer wieder den Gefahren aus, zum anderen zeigt es, dass eine große Zahl von AktivistInnen die Demonstrationen unterstützt und diese dabei auch oft verletzt werden.

Neben den direkten Auseinandersetzungen während der Proteste führt das Militär in regelmäßigen Abständen nächtliche Razzien durch. Bei diesen wird in Privathäuser eingedrungen und mit Hilfe von sogenannten sound bombs und unter Androhung von Waffengewalt die Bevölkerung eingeschüchtert. Weiterhin werden Verhaftungen, sogar von Minderjährigen, durchgeführt.

Das höchste israelische Gericht hat die Mauer 2007 für illegal erkannt. Inzwischen wurde die Mauer in der Region von Bil'in abgebaut und versetzt. Hierdurch bekamen die Anwohner 800 km² von den 2300 km² die ihnen genommen wurden wieder zurück. Dies ist auch dem friedlichen Protest zu verdanken.

In Bil'in werden diese gewaltfreien Aktionen bereits seit acht Jahren durchgeführt und werden auch in anderen palästinensischen Gebieten immer populärer. Das Friedenszentrum hat sich gefreut auch diese Seite des Konflikts präsentieren zu können, da sich die mediale Berichterstattung meistens nur auf die gewaltsamen Auseinandersetzungen konzentriert. Es ist schön zu sehen, dass sich auch anderes Gedankengut durchsetzt und zu Erfolgen führt.

Moritz Böttcher