(von Ingeborg Gerlach) - In Zeiten von Corona gibt es anscheinend keine anderen Probleme mehr. Vom Klima, dem Mega-Thema der vergangenen Monate und Jahre, spricht keiner mehr. Man wird den Verdacht nicht los, dass das manchen, vor allem in Kreisen der Energiewirtschaft, nicht ganz unlieb ist. Hier sollte man wachsam sein.
Auch die Gelder, die es in Milliardenhöhe regnet, verdienen Aufmerksamkeit.
Nicht die Tausenderbeträge, die für Klein(st)unternehmen vorgesehen sind, aber die vielfältigen Kredite, mit denen angeblich eine Rezession verhindert werden soll, verlangen Wachsamkeit. Auch wer kein Freund der „Schwarzen Null“ ist, wird sich wundern über die Geschwindigkeit, mit der diese heilige Kuh geschlachtet wurde. Vielleicht war es manchem ihrer bisherigen Verfechter lieb, dass er ohne Gesichtsverlust von ihr abrücken konnte.
Trotzdem wundert man sich, wo so viel Geld auf einmal herkommt. Für die Flüchtlinge stand es nicht zur Verfügung. Für das Klima auch nicht. Aber vielleicht könnte es jetzt für eine sinnvolle Ausgabe zur Verfügung stehen, nämlich für ein zeitlich befristetes bedingungsloses Grundeinkommen. Man muss kein Verfechter dieser Maßnahme sein, um sie angesichts der vielen auf der Kippe stehenden Existenzen zu befürworten. In einigen Monaten könnte man dann darüber nachdenken, ob es auf die Dauer eine sinnvolle Maßnahme wäre – oder ob man nach Alternativen suchen sollte.
Eine letzte Überlegung, die nicht speziell das Friedenszentrum betrifft: Die Kontaktsperre, insbesondere gegenüber alten Leuten, führt zu Vereinsamung. Diese ruft nicht nur Aggressionen, sondern auch Depressionen hervor. Die Suizidrate wird steigen. Man kann wenig dagegen tun, außer die potenziell Vereinsamten nicht zu vergessen. Telefonanrufe oder Emails sind nur ein schwacher Trost, aber besser als nichts.
Ingeborg Gerlach 25.3.2020