- Zum Tod von Dietrich Kuessner -

Dietrich Kuessner ist am 2.9.2024, drei Monate nach seinem 90. Geburtstag gestorben.


Foto: Corinna Senftleben


Sein langes Leben stand im Zeichen einer engagierten Arbeit als Pfarrer und Historiker. Als unbequemer Mahner war er dem Friedensgedanken stark verbunden. Schon seit den 60er Jahren hat er die Friedensmärsche mit öffentlichen Reden unterstützt. Der Peace Walk 1984 von der Westküste der USA durch Europa von C.B. Hall konnte, aus Sievershausen über uns in Braunschweig kommend, auch bei ihm im Pfarrhaus Offleben Station machen, bis er von dort in die DDR weitergehen konnte. Von 1963 bis 1999 war Dietrich als Pfarrer in den Gemeinden Offleben und Reinsdorf-Hohnsleben, die zur Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gehören, tätig.

Seit den 70er Jahren veröffentlichte Dietrich Kuessner immer wieder Aufsätze, Texte und Bücher zur Rolle der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus, beschäftigte sich intensiv mit verschiedenen Aspekten der Geschichte der Stadt und des Landes Braunschweig vor, während und nach der Zeit der Nazi-Diktatur.  Er gilt als Pionier der Aufarbeitung dieser Aspekte und als profunder Kenner der Materie.

Die Gedenkarbeit des Friedenszentrums unter Frieder Schöbel entstand auch in Zusammenarbeit mit ihm, mit den Juristen Helmut und Barbara Kramer sowie dem Historiker Reinhard Bein. Dabei hat er viel verborgen Gehaltenes ans Tageslicht geholt.

Dietrich Kuessner war seit 2006 Mitglied des Friedenszentrums. Er wollte „gern das 100. Mitglied sein, als wir dies suchten. Zum 30-jährigen Jubiläum des FZs hat er die Hauptrede gehalten. Ich erinnere mich an seinen Satz: „Wir sind viele - auch außerhalb des FZs, die sich um den Frieden bemühen.“ An einem der Rundgänge zu den Gedenkpunkten der Stadt BS sprach er vor der Tür des Landgerichts in der Münzstraße über die 92 Todesurteile, die in dem Haus in der NS-Zeit dort gefällt wurden. Eine notwendige Gedenkplatte fehlt noch heute.

Noch am 27. Mai hat er im Gewerkschaftshaus beim Fritz Bauer-Freundeskreis einen Vortrag gehalten "Die Anfrage Fritz Bauers an die evangelische Kirche"- sein letzter Vortrag - aber nicht seine letzte Arbeit: Unvollendet blieb seine Arbeit über die Kirchenmusik. Sie war fast fertig, es fehlten nur noch wenige Seiten.
Dietrich Kuessner hat den Finger stets in die Wunde gelegt, war ein unbeugsamer kritischer Mensch. Er verfolgte die aktuelle Politik der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung, die Politik zur „Kriegsertüchtigung“ sehr kritisch.

Seine Mahnung in den letzten Monaten: "Redet nicht vom Krieg, redet über Frieden!" Der Titel des Buches von Verheugen "Der lange Weg in den Krieg" solle ergänzt werden durch ein Buch über den langen Weg in den Frieden, eine Forderung nach einem beharrlichen Weg, der in den Frieden führt.


Elke Almut Dieter




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