(von Christoph Krämer, Elke Almut Dieter, 5.9.2025)
Kriege und Völkermord beenden!
Für Frieden, Abrüstung und Soziale Gerechtigkeit
Zum Antikriegstag 2025 hatte sich auf dem Platz der Deutschen Einheit eine erfreuliche Vielzahl von friedensbewegten Braunschweiger Gruppen versammelt. Ungeachtet parteipolitischer und sonstiger Unterschiede richteten sie gemeinsam den Fokus auf die brennenden Friedensfragen unserer Zeit:
Den vor aller Augen und mit deutscher Beihilfe stattfindenden Völkermord in Palästina – zu dem zum Auftakt Dr. med. Sayed Tarmassi vom DPV Braunschweig sehr emotional sprach und ein Ende der deutschen Komplizenschaft damit forderte;
- den Ukrainekrieg, dessen Beendigung eine europäische „Koalition der Willigen“ nach Kräften zu verhindern versucht, allen voran die Merz-Klingbeil-Regierung mit weiteren Waffenbergen und Steuermilliarden;
- das daraus abgeleitete Narrativ, Russland wolle nach seinem Einmarsch in die Ukraine bald auch die NATO angreifen, woraus der Riesensprung bei den Rüstungsausgaben von bisher 2% des BIP auf nun 5% gerechtfertigt wird, entsprechend über 220 Mrd. Euro pro Jahr – ein Betrag, der ~45% des Bundeshaushalts entspricht und somit aus diesem nicht mehr finanzierbar ist, sondern nur noch über Sonder-Verschuldung (irreführend als „Sondervermögen“ bezeichnet), deren Refinanzierung zivile Infrastruktur und Sozialstaat weiter ruinieren wird;
- die anrollende Reaktivierung der Wehrpflicht – sehr anschaulich thematisiert durch einen politischen Sketch zweier junger Männer von der SDAJ: Der Jugendoffizier „Peter Panzer“ versucht, einen jungen Mann mit dem Versprechen von Karrierechancen für die Bundeswehr zu ködern; Klaus Falk von der DFG-VK ergänzte diese Aufführung um Erfahrungen aus seiner langjährigen Praxis mit der Beratung von Kriegsdienstverweigerern.
- Sevim Dagdelen als zweite Hauptrednerin schilderte den Zusammenhang zwischen der o.g. Monster-Rüstung und der Zerstörung sozialer Sicherheit, des Sozialstaats. Aus ihrer 20-jährigen Erfahrung als außen- und verteidigungspolitische Expertin im Bundestag legte sie dar, dass die Behauptung der Bedrohung der NATO durch Russland allen vorliegenden Fakten widerspricht. Und wies auf den Größenwahnsinn und die Gefährlichkeit des Unterfangens hin, sich mit der Atommacht Russland in offenen Krieg zu begeben. Sie forderte die Beendigung der deutschen Beihilfe zu Völkermord und Verlängerung des Ukrainekrieges. Und erteilte mit Verweis auf Grundgesetz und Völkerrecht deutscher „Kriegstüchtigkeit“ eine klare Absage – daran erinnernd, wem Deutschland und die Welt die Befreiung vom Hitlerfaschismus verdanken. Ihren packenden Worten folgten die TeilnehmerInnen gebannt. [» Rede Sevim Dagdelen]
Dies alles waren Bestandteile eines gut zweistündigen Programms – sehr schön moderiert von Elke Almut Dieter, vor der Kulisse des Rathauses und mehrerer Hochzeitsgesellschaften. Um die zentral platzierte Bühne gruppierten sich zahlreiche Infostände und die Frauen von Elele. Das Politische war verworben mit bewegenden Kulturbeiträgen: Nach der Rede von Dr. Tarmassi erklang das Lied „Mama Ana Ahabak“ über das Leid der Kinder, die durch den Irakkrieg ihrer Eltern beraubt wurden, von Christina Stürmer 2003 geschrieben und heute durch Gaza wieder grauenhaft aktuell geworden, danach beeindruckte Angela Vorwerk mit dem 1974 veröffentlichtem Gedicht „Höre, Israel!“ des jüdischstämmigen Lyrikers Erich Fried. Der Beitrag zur Wehrpflicht wurde ergänzt durch Franz-Josef Degenhardts die Laune hebendes Lied „Befragung eines Kriegsdienstverweigerers“ (1972). Original-Braunschweiger Antikriegsgedichte steuerte Thorsten Stelzner bei, und Andreas Mayer und seine Schülerin Lin gaben dem Ganzen einen schönen musikalischen Rahmen.
Zum Abschluss kehrte der Antikriegstag noch einmal zum Thema Palästina zurück, indem Paul Deutsch und seine Genossin Carmen ermutige Beispiele für Solidarität mit Palästina vorstellten wie die Bestreikung von Waffenlieferungen durch italienische HafenarbeiterInnen.
Dr. med. Sayed TarmassiElke Almut Dieter
Christoph Krämer
Sevim Dagdelen
Thorsten Stelzner
Angela Vorwerk
• bundesweite Palästina-Demonstration am 27.09.25 in Berlin
• bundesweite Friedensdemonstration am 03.10.25 in Berlin – hierzu wird ein » Bus ab Braunschweig angeboten
Braunschweiger Aktivitäten und Termine:
• Gaza-Schweigemarsch jeden Donnerstag um 17:00 h ab Schlossplatz
• Veranstaltung der zum Ukrainekrieg mit Botschafter a.D. Helmut Hoffmann am 09.09.25 im Franziskussaal der Ev. Akademie
• Offener Friedenstreff jeden 2. Dienstag im Monat um 19:00 h im Havanna – im September verschoben auf den 10.09.25 wegen der o.g. Veranstaltung
• Treffen des Friedensbündnis Braunschweig jeden 4. Mittwoch um 19:00 h im Friedenszentrum