Ein kritischer Blick auf die Rolle der Medien

Bericht und Video: zum Vortrag von Claudia Haydt am 15. August 2019 in der VHS in der Reihe "Wege zu einer Kultur des Friedens".


Kein Krieg ohne Feindbilder: die Dämonisierung des Gegners, ihn zu einem Untermenschen zu stempeln, der als Freiwild gejagt werden kann, ist die Voraussetzung für den Abbau der Tötungs-Hemmschwelle, die den Menschen zu eigen ist und ihn zu einem Gruppenwesen macht. Sie müssen die eigene Bevölkerung zum Krieg bereit machen. Feindbilder können sich wandeln: Das sehen wir am Feindbild Frankreich, das sich gewandelt hat. Am Beispiel Russland sehen wir, dass ruhende Feindbilder schnell wieder aufgebaut werden können.
 


Psychologisch erklären sich Feindbilder über die Wahrnehmung von Selbstbildern, Fremdbildern und den Gegenbildern. Wie sehe ich mich? Wie sieht mich der andere? Ein Hinterfragen des Aggressionspotentials des Gegners durch Faktencheck kann entlarvend sein, ebenso die Überlegung, wie der andere mich sieht. Wird der Diskurs im politischen Kontext auf Identitätsfragen verschoben, ist das ein Rückfall in Nationalismus. Viele Teile von Identitäten ergeben eine Persönlichkeit, einen Rollenpluralismus, aus dem die Persönlichkeit konfiguriert wird. Wird die gesamte Identität auf einen Aspekt reduziert, entsteht ein Zerrbild, das als Feindbild benutzt werden kann. Es kann dazu dienen, einer bestimmten Menschengruppe (z.B. Roma) ihrer Rechte zu berauben, sie zu entrechtlichen.

Problematiken, die nicht verstanden werden, die weiter weg sind, werden oft mit Gewalt beantwortet, statt mit politischem Diskurs oder/ und der Änderung von Rechten. Probleme werden zu Angst und Hysterie („ Wie gefährlich ist Russland?....“)Feindbilder sagen wenig über den anderen und viel über uns und über gewachsene Strukturen.

Die Kurzinszenierungen unmittelbar vor einem Krieg:

  • Das Darstellen vom Leiden der Bevölkerung in diesem Land.. Ihr muss geholfen werden
  • Politikereinfluss: unter diesem Diktator…..
  • Sprachliche Verzerrungen für den Gegner( > das Regime!, der >Machthaber! )
  • Sprachliche Beschönigungen für die eigene Partei: Kollateralschaden
  • Ikonisierung und Heroisierung der eigenen Kämpfer
  • Das Diskreditieren von Kriegsgegnern indem man sie marginalisiert, ins moralische Abseits stellt, sie als 5. Kolonne des Krieges bezeichnet( < Putinversteher !) und die Beweislast umkehrt.
  • Kriege nicht zu begründen, sondern nur ihre Funktion beschreiben ( < Schutzmission,  < Beobachtermission )
  • Hetzkampagnen über eine Region, die man zu Feinden erklärt.



Überwinden von Feindbildern.

Das Gegengift zu den Kriegstrommeln sind

  • Interessen zeigen,
  • Beweggründe aufdecken,
  • Entwicklung des Gegners mit einbeziehen,
  • Selbstgerechtigkeit vermeiden,
  • das Wahrnehmen von Stärke und Schwäche


Dazu ein Beispiel: "USA ist in Gefahr durch den Iran."
Nein - nur deren Stützpunkte und die angrenzenden Länder sind in Gefahr. Anders herum ist der Iran bedroht durch den gigantischen Aufmarsch gegen ihn.

  • Beide Seiten ansehen, um den Konflikt zu verstehen ( Schwert und Schild, Abrüstungschancen sind bei eigener Gefahr größer)
  • Frieden vorbereiten, Lösungen finden, auch Machtsituationen lockern


Wenn wir den anderen als Barbaren ansehen, wird die eigene <Barbarei ausgeblendet.
 
Gegenbilder schaffen: ein Beispiel Iran <> Israel: junge Leute im Iran Israel setzten Gegenbilder: „Iranians, we love you.“ Es kamen viele Antworten von der Gegenseite.

In der Diskussion lag der Schwerpunkt auf der Entstehung der Kriege. Interessen sind der Beweggrund für Kriege/Feindbilder: Interesse an Macht, an Rohstoffen, (Öl/Lithium), an Handelswegen. Der Westen hat seine Weltmacht nicht durch die Werte erhalten, sondern durch die militärische Macht. Die Presse transportiert die Politik. Kritik der Referentin: Es gibt eine zu große Nähe von denen die schreiben zu denen die Politik machen.

 

Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=Hc2CxeW4y3Q Jan-Henrik Siemers Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!