Bericht der Veranstaltung vom 20.5.2021 "Krankenmord im Braunschweiger Land"
Buchvorstellung von Susanne Weihmann per Zoom



 s. auch Mitschnitt des Zoom-Vortrages im Youtube-Kanal des Friedenszentrums


Susanne Weihmann, die Autorin des Buches „Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Königslutter und der Krankenmord“ (Appelhans Verlag), stellte ihr 2020 erschienenes Buch am 20. Mai in einer Zoom-Veranstaltung des Friedenszentrums Braunschweig vor. Weihmann unterscheidet zwei verschiedene Formen der „Euthanasie“, denen im Dritten Reich einschließlich der annektierten Gebiete insgesamt 196.000 Patienten zum Opfer fielen. So wurden allein in Königslutter zwischen Mai und August 1941 mehr als 420 Patienten in die Tötungsanstalt Bernburg (heute Sachsen-Anhalt) geschickt und dort mit Kohlenmonoxid ermordet: Während 234 sogenannte „Durchgangspatienten“ ursprünglich aus anderen norddeutschen Heilanstalten stammten, waren weitere 190 Patienten Kranke der Landes-Heil- und Pflegeanstalt (LHP) selbst.

Des Weiteren berichtete Weihmann von den vier langen Jahren indirekten Mordens, als nach dem überraschenden Stopp der Gasmorde im August 1941 die Auslöschung „lebensunwerten Lebens“ z.B. mit Medikamentenfehlgaben in den Heilanstalten selbst seine Fortsetzung fand. Erdrückende Indizien legen nahe, dass dies auch in Königslutter der Fall gewesen ist.

Dabei erleichtern es klar strukturierte Ausführungen dem Zuhörer, Weihmanns Einführung in die komplexe Materie zu folgen. Der Vortrag gliederte sich in fünf Abschnitte:

1. Die Vorgeschichte der Euthanasiemaßnahmen,
2. Die Gasmorde als reichsweite „Aktion“ bzw. bezogen auf die Landes-Heil-und Pflegeanstalt Königslutter,
3. Die Opfer (insbesondere die eigenen Patienten der LHP),
4. Das Ende der Gasmorde und der Beginn der dezentralen oder auch indirekten Tötungen.
5. Die unzureichende juristische Aufarbeitung und die handelnden Personen.

Auf die Buchvorstellung folgte der Mitschnitt einer kleinen Gedenkveranstaltung engagierter Bürger aus Braunschweig und Helmstedt vom Vortag: Am 19. Mai 1941 brachte der erste Transport 70 eigene Patienten der LHP in die Tötungseinrichtung Bernburg. Anlässlich der 80. Wiederkehr des Datums ihrer Ermordung in diesem Jahr liest der Schauspieler Götz van Ooyen am Lutteraner „Euthanasie“-Mahnmal nahe der Kaiserlinde die Namen der damals noch am selben Tag in Bernburg Umgekommenen.

 

Buchvorstellung



Gedenkveranstaltung